USA, 1950er:
London, Grossbritannien, 1941:
Ja, jene fiesen Rattenbomben waren mit Plastiksprengstoff gefüllte Rattenkadaver. Entwickelt wurden sie vom britischen Geheimdienst SOE im Zweiten Weltkrieg. Sie sollten in den Heizungskellern deutscher Fabriken, Kraftwerke und ähnlichen Anlagen platziert werden, wo sie dann, so träumten die Agenten, vom Heizer gefunden und sofort in den Ofen geschaufelt würden, was wiederum eine wunderbar zerstörerische Kesselexplosion ausgelöst hätte.
Nur haben sie nie eine Explosion ausgelöst. Auch keine klitzekleine. Was sie hingegen ausgelöst haben, war eine Paranoia. Denn die Deutschen fingen die erste Lieferung explosiver Nager ab und wurden darob so nervös, dass die nachfolgende Suche nach jenen animalischen Sprengfallen einen solch gigantischen Haufen feindlicher Ressourcen verschlang, dass das SOE die Operation schliesslich als Erfolg wertete.
USA, 1924:
«Congress of Freaks» – so nannte sich das Ensemble des amerikanischen Ringling Bros. and Barnum and Bailey Circus. «The Greatest Show on Earth» würden sie präsentieren, warben sie, und dies sollte ihnen mit der ausbeuterischen Zurschaustellung ihrer «menschlichen Attraktionen», ihrer «abnormen Stars» auch tatsächlich gelingen.
George und Willie Muse waren Albinos, die mit ihren afroamerikanischen Gesichtszügen, blauen Augen und den blonden Haaren alle Blicke auf sich zogen. Ihre körperliche Besonderheit war auch der Grund, weshalb die beiden Kinder 1899 von einem Talentsucher entführt wurden, als sie in ihrem Heimatort in Truevine, nahe Roanoke in Virginia, auf einer Tabakplantage arbeiteten. Zumindest ist das Willies bevorzugte Version der Geschichte. Es existieren allerdings Dokumente, die nahelegen, dass ihre Mutter eine vorübergehende Vereinbarung mit dem Entführer getroffen hatte. Die Familie war arm. Und die beiden lichtempfindlichen und hellhäutigen Brüder waren nicht gemacht für die schwere Landarbeit in brütender Hitze.
Und so drehte man ihnen die Haare zu möglichst wild vom Kopf abstehenden Dreadlocks und zwang sie, in Sideshows aufzutreten. Man führte sie dem Publikum wahlweise als schafsköpfige Kannibalen aus Ecuador oder als Botschafter vom Mars vor. Man erzählte ihnen, ihre Mutter sei tot. Doch Harriet war nicht tot und sie suchte so lange nach ihren Söhnen, bis sie sie schliesslich im Ringling-Brothers-Zirkus wiederfand. Erfolgreich verklagte sie das ausbeuterische Unternehmen, konnte aber nicht verhindern, dass George und Willie in den 1920ern zum Schaustellerbetrieb zurückkehrten. Die Sehnsucht nach dem Zirkusleben war zu gross. Immerhin wurden sie inzwischen für ihre Arbeit bezahlt.
Das «Vogel-Mädchen» litt an einer sehr seltenen Erbkrankheit, dem Virchow-Seckel-Syndrom. Weltweit gibt es nur rund 100 dokumentierte Fälle. Charakteristisch dafür sind ein ausgeprägter Kleinwuchs, ein spitzes Gesicht, tiefer liegende Ohren und eine Hakennase.
Im Falle von Minnie kam noch eine leichte geistige Behinderung hinzu. Für ihren Auftritt schmückte man ihren kahlen Kopf mit einer Feder, während sie am Körper einen ganzen Federanzug trug, ihre Füsse steckten in Vogelschuhen aus Stoff. So aufgemacht, tanzte sie auf der Bühne und sprach Kauderwelsch.
Die kleinwüchsige Daisy Earles, geborene Hilda Emma Schneider, wanderte in den 1920er Jahren in die Vereinigten Staaten aus, trat in Hollywood-Filmen auf und ging später gemeinsam mit ihren Geschwistern (neben ihr steht ihr Bruder Harry) auf Zirkus-Tournee.
Der aus Polen stammende Stephan Bibrowsky wurde bereits als Vierjähriger zur Attraktion in einer Kuriositätenschau und später zur Zugnummer des Barnum and Bailey Circus. Dabei war er viel mehr als seine Hypertrichose – ein an übermässigem Haarwachstum leidender Mensch. Er war hochgebildet und beherrschte fünf Sprachen.
Krao Farini litt unter derselben Störung wie Lionel, nur hatte sie für den europäischen Zuschauer weitaus exotischere Wurzeln als dieser: Sie stammte aus Laos und wurde ganz im Sinne der gängigen rassistischen und primitivistischen Vorstellungen als fehlendes Bindeglied zwischen Mensch und Affe angepriesen.
Auch der in New York geborene Simon Metz war aufgrund seines vergleichsweise kleinen Kopfes – seiner Mikrozephalie – eine Sideshow-Attraktion. Die Fehlbildung brachte auch eine geistige Behinderung mit sich. Einem grösseren Publikum wurde Schlitzie durch Tod Brownings Horrorfilm «Freaks» (1932) bekannt und galt den einen als Angehöriger einer alten Rasse (Azteken) und den anderen als Abkömmling eines fremden Planeten.
Der aus Deutschland stammende Martin Emmerling war anfänglich ein ganz normaler Akrobat. Mit seiner beeindruckenden Gelenkigkeit wand er sich durch Leitern und trat als Schlangenmensch auf. Doch als er eines Tages aus grosser Höhe stürzte, brach er sich sämtliche Knochen. Und als er schliesslich aus dem Krankenhaus kam, war ein Bein kürzer geworden – und sein Kopf liess sich plötzlich bedenklich weit nach hinten drehen.
Diese körperliche Seltsamkeit brachte er nun zur Perfektion; er montierte zwei Eisenkrampen an eine Wand, polsterte sie mit Leder und zwängte seinen Kopf so lange hinein, bis seine Nase über seinem Rücken sass. Dieser Mann schaute nun fortan in eine Richtung und ging in die andere. Verdreht und dabei jonglierend wurde er dann auch von einem Agenten des Ringling Bros. and Barnum & Bailey Circus in einem kleinen Varieté in Chemnitz gesehen, der ihn unter Vertrag nahm.
Italien, 1942:
Der italienische Diktator Benito Mussolini besucht einen verwundeten Soldaten. Doch weil dieser dabei nicht allzu begeistert, sondern eher ziemlich verängstigt dreinschaut, wurde das Foto zensiert.
USA, 1890:
Er macht's richtig – Erdnussverkäufer im Erdnuss-Anzug.
Paris, Frankreich, 1942:
Das elektrische Ei war ein futuristischer Prototyp eines Elektrofahrrads, der 1938 entworfen und 1942 vom Pariser Industriedesigner Paul Arzens (1903–1990) gebaut wurde.
Mit dem Elektromotor umging er die Treibstoffrationierung während der deutschen Militärverwaltung im besetzten Frankreich. Die fünf 12-Volt-Batterien unter dem Sitz wogen 300 Kilogramm und brachten das Ei 100 Kilometer weit. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 70 km/h.
Sizilien, 1881:
Was man halt so macht, wenn man gesäumt wird von mumifizierten Mönchsleichen in der Kapuzinergruft von Palermo.
Das Gemälde stammt vom italienischen Maler und Dichter Calcedonio Reina, heisst «Amore e Morte» und hängt im Castello Ursino in Catania, Sizilien.
Los Angeles County Museum of Art, 1992:
Tadaaa! Das Werk des amerikanischen Pop-Art-Künstlers Robert Gober: ein langhaariger Käse aus Bienenwachs und echtem Menschenhaar.
PS: Er hat auch einen kurzhaarigen geschaffen, der ist aber nicht so eindrücklich.
London, Grossbritannien, 1979:
Princeton University, New Jersey, USA, 1893:
Traditionen soll man wahren, haben sie gesagt: Erstsemestler der Princeton University nach einer Schneeballschlacht gegen die älteren Studenten, die dem Brauch nach gerne Steine in ihre Schneebälle zu packen pflegten.
Westfront, Erster Weltkrieg:
Eine Granate explodiert in den Trümmern der zerstörten Gebäude am Strassenrand.
Im Ersten Weltkrieg erreichten Radfahrtruppen ihre weiteste Verbreitung. Die Motorisierung war noch mangelhaft, dafür konnte sich ein Militärradfahrer schneller bewegen als ein Fusssoldat, er legte längere Strecken zurück und vermochte auch mehr Gepäck mitzuführen.
Oft setzte man sie wie die Motorradfahrer, Läufer, Tauben und Hunde auch als Boten ein, da die Feldtelefone durch die Notwendigkeit von Stromkabeln eingeschränkt waren und der Funk noch unzuverlässig war.
New York, 1889:
... ist so gross, dass sie in Gestalt eines mumifizierten Leichnams einen Tiger mit blossen Händen bei Sonnenuntergang erwürgen kann, während sie einen verdorrten Baum hält und davor wohl schon ein Kamel, einen Elefanten und einen Löwen zur Strecke gebracht hat.
Möglicherweise wurde William Holbrook Beards «Power of Death» durch die berüchtigten Zirkuskatastrophen der damaligen Zeit inspiriert, darunter dem Tod von Barnums Preiselefanten Jumbo, in den 1885 ein Güterzug gefahren war.
«Power of Death» hängt im Fogg Art Museum der Harvard-Universität in Cambridge, Massachusetts.
USA, um 1900:
Die Postkarten von Steven R. Shook imaginieren amerikanische Städte der Zukunft; so sollten diese also im Jahre 2000 in etwa aussehen.
Der übermässige Verkehr ist tatsächlich wahr geworden, die Flugmöglichkeiten haben sich, sagen wir, noch etwas mehr entfaltet, während sich die Autos und die Mode durchaus auch ein bisschen weiterentwickelt haben. Und ja, auch den Wingsuit gibt's noch, allerdings wird damit nicht unbedingt zwischen den Häusern herumgeflattert.
Săpânța, Maramures, Rumänien:
Farbenfrohe Grabsteine, wohin das Auge reicht. Mit Bildern und Reimen wird auf dem Fröhlichen Friedhof aus dem Leben der Verstorbenen erzählt – allerdings in überraschend ehrlicher Weise. Die schmutzigen Details werden nicht ausgespart und auch die Todesart bleibt kein Geheimnis: Da sind geköpfte Soldaten und vom Lastwagen überrollte Dorfbewohner zu sehen, während der Stadttrinker von einem schwarzen Skelett ins Grab gezogen wird – allerdings nicht, bevor er auch noch den letzten kümmerlichen Rest aus seiner Flasche getrunken hat.
Die endlich nicht mehr nörgelnde Schwiegermutter wiederum wird mit folgenden Worten bedacht:
Unter diesem schweren Kreuz
Liegt meine arme Schwiegermutter
Noch drei Tage hätte sie leben sollen
So würde ich liegen, und sie würde (dieses Kreuz) lesen.
Ihr, die ihr hier vorbeikommt
Versucht bitte, sie nicht aufzuwecken
Denn wenn sie nach Hause kommt
Wird sie mir den Kopf abbeissen.
Aber ich werde mich sicher benehmen
Damit sie nicht aus dem Grab zurückkehrt.
Bleib hier, meine liebe Schwiegermutter!
Den ersten fröhlichen Grabstein hat der lokale Künstler Stan Ioan Pătraș 1935 aus einem Stück Eichenholz geschnitzt, vierzig Jahre später hatte er bereits über 80 dieser Meisterwerke geschaffen.
Er entwickelte dafür eine ganz eigene Symbolik; Grün steht für das Leben, Gelb für die Fruchtbarkeit, Rot für die Leidenschaft und Schwarz für den Tod. Seelen fliegen in Form von weissen Tauben auf den Kreuzen und Amseln verkünden einen tragischen oder gar verdächtigen Tod. Alles malte er auf den für den Ort so charakteristischen tiefblauen Hintergrund, der für Pătraş Hoffnung, Freiheit und den Himmel bedeutete.
Natürlich hat er sein eigenes Kreuz auch selbst gestaltet, er liegt seit 1977 auf dem Fröhlichen Friedhof, während sein Lehrling Dumitru Pop Pătraş seine Arbeit fortsetzt.
Westfront, Erster Weltkrieg:
Ihre Kronen, ihre Blätter und Äste waren dem kriegerischen Feuer längst zum Opfer gefallen. Als zerfetzte Stämme ragten sie gespenstisch aus dem Niemandsland, ihre Stummelärmchen in den rauchigen Himmel reckend.
Das waren die Bäume, die die Alliierten als getarnte Beobachtungsposten nutzten. Denn im Graben hockend, sah man nicht allzu viel von den feindlichen Bewegungen. Im getarnten, gepanzerten Baum steckend hingegen schon eher.
Das Verfahren begann damit, dass ein Militärkünster einen bestehenden Baum im Niemandsland zeichnete, der dann als Skizze für die nachfolgend gefertigte, hohle Nachbildung aus Stahl diente.
Dann schlichen sich die Soldaten im Schutz der Dunkelheit ins Niemandsland, fällten den Baum und ersetzten ihn durch die nun bezugsbereite Nachbildung.
«Black Stars» wurde 1971 mit dem Ziel herausgegeben, ein Unterhaltungsmagazin zu schaffen, das sich fast ausschliesslich mit schwarzen Künstlern befasste. Viele der hierin erschienen Artikel wurden von den Stars selbst verfasst.
Vergiss Grillz, hier kommt der Maya-Zahnschmuck!
Inlays aus Türkis, Gold, Pyrit oder Jade zierten die Beisser der spätklassischen Maya, die ca. 600–900 n. Chr. die gesamte Halbinsel Yucatán bevölkerten. Natürlich waren solche Statussymbole den Adligen vorbehalten. Neben den farbigen Steinchen liessen sich die ranghohen Maya auch kreuzschraffierte Rillen in die Zähne einfeilen oder spitzten den einen oder anderen Zahn zu.
Auch die Wikinger im 10. und 11. Jahrhundert modifizierten ihre Zähne oder liessen sie mit horizontalen Steifen versehen, zumindest die angesehenen Krieger unter ihnen, wie Skelettfunde in Weymouth, England, nahelegen.
Thal, Österreich, 1958:
Finde den elfjährigen Arnold Schwarzenegger.